RC
Trimarane
Modell Segelboot
Vorstellung der Modell-
Wettbewerbs-Trimarane der
Klasse "M 40"
Trimarine II
sowie
der Klasse "2m"
Trioumphe`s
Auch Modellbauer wollen's schnell,
manchmal sogar RC-Schiffs-Modellsegler. Mancher
kleinen Regatta entwächst der Wunsch nach
einem schnelleren Segelboot. Mehr Speed muss her! Es reizt ungemein,
den vorhandenen Wind in eine möglichst hohe
Segelgeschwindigkeit umzusetzen.
Multihulls
Oder: Das
Schnellste, was unter Segeln unterwegs ist
Die Geschichte der schnellen Multihulls
läutete in der westlichen Welt der
französische Ausnahmesegler Eric Tabarly im
Jahre 1968 ein: Er segelte mit seinem 20 m
langen Trimaran "Pen Duik IV" über die
Startlinie der Einrumpf-Transatlantikregatta
Ostar, musste aber wegen widriger Umstände
aufgeben. Den verdienten Sieg im Ostar-Rennen
fuhr im Jahr 1972 dann Alain Colas mit dem
inzwischen auf den Namen "Manureva" getauften
Boot ein. In den 90er Jahren entwickelte sich in
Frankreich mit seinem alljährlichen
Multihull-Grand Prix zum Zentrum für
Mehrrumpfboote. Ein Trimaran der Klasse ORMA-60
HMI gewann dann 1999 das legendäre Fastnet
Race (605 Meilen) in 1 Tag, 16 Std., 27 Min..
Nach inzwischen 40 Jahren sind die großen
Multihulls weiter unangefochten das Schnellste,
was unter Segeln auf den Ozeanen unterwegs ist.
Wegen ihrer extrem teuren Konstruktion und der
hoch komplexen Handhabung bleiben sie allerdings
einigen wenigen Auserwählten vorbehalten.
Durch ihre geringe benetzte Fläche und den
damit kleineren Wasserwiderstand gehört
ihnen bei Regatten die Zukunft. Die
außergewöhnlichsten High-Tech-Renner
sind momentan der Trimaran "Banque Populaire V",
mit 131 Fuß Länge der
weltgrößte Trimaran. Unter dem
Skipper Pascal Bidégorry soll er die
bekanntesten Regatten gewinnen und historische
Rekorde brechen.
Der ebenfalls französische Hydrofoiler
"Hydroptère" fegt nur noch auf
Flügeln durchs Wasser und hat vor kurzem
die magische 50-Knoten-Marke (ca. 94 Kmh) auf
500 m bei ca. 25 Knoten Wind durchbrochen. Die
geplante "Hydroptère maxi" wird in der
Multihull-Szene mit Sicherheit eine
Sonderstellung einnehmen.
Der bekannteste Streit im Multihull-Bereich
dreht sich derzeit um den für 2010
geplanten 33. America´s Cup. Oracle-Chef
Larry Ellison reizt mit seinem "DOGzilla"
genannten 90-Fuß-Trimaran eine Sonderregel
für diese Regatta aus. Dem von van
Peteghem/Lauriot Prevóst designten Boot
steht die "Alinghi 5", ein
90-Fuß-Katamaran gegenüber, der sich
am liebsten am größten
Serienhubschrauber der Welt hängend zu
seinem nächsten Start fliegen lässt.
Ob der Showdown der Multihulls im
America´s Cup stattfindet, ist aber noch
von den Juristen am grünen Tisch zu
entscheiden.
Entstehung
der
RC-Multihull-Szene
1985 fiel mit der
Einführung der so genannten 2m-Klasse in
Frankreich der Startschuss für die heutige
RC-Multihull-Szene. Der damals sehr aktive und
erfolgreiche Modellsegler Pierre Jahan
formulierte eine Regel für eine
Konstruktionsklasse ferngesteuerter
Mehrrumpfboote, die im Wesentlichen auf einer
max. Länge und Breite von je 2 m, sowie
einer max. Masthöhe von 2,80 m basierte.
Vier Jahre später wurde mit der Mini 40
(M40) eine zweite, kleinere Klasse
eingeführt, die die Länge und Breite
auf 1,22 m und zusätzlich die
Segelfläche auf 0,9 m²
beschränkte. Beide Klassen wuchsen
erfolgreich, unter anderem angeregt durch die
französische Modellbauzeitschrift "RC
Marine", wie die historische Ausgabe von 1992
auf www.multis2m.fr
belegt.
Heute dominiert der 2m-Klasse die zahlreichen
französischen Multihull-Regatten, gesegelt
wird gemischt mit den relativ wenigen
M40-Booten. RC-Multihulls segeln heute in
Australien, Belgien, Brasilien, China, Costa
Rica, Deutschland, England, Finnland, Holland,
Israel, Italien, Kanada, Kuwait, Neuseeland,
Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien,
Südafrika, Österreich, Norwegen,
Thailand, Türkei, Ungarn und den USA.
Im deutschsprachigen
Raum baute Ernst Zemann 1994 in Österreich
seinen ersten 2m-Trimaran und begann im Jahr
2000 RC-Multihulls im Internet zu promoten.
Unabhängig davon begründeten wir in
Deutschland 2001 die M40-Szene mit einem
Trimaran auf Basis der französischen
Klassenregel. Mit der zweiten Auflage als Trimarine II gewann
dieses Boot als erstes Deutsches eine
Multihull-Regatta in Frankreich. Mit der
Freigabe der M40-Klassenbestimmung vom
DSV-Ausschuss Modellsegeln im Jahre 2006 wurde
schließlich der Grundstein für eine
sehr schnelle technische Weiterentwicklung der
Klasse gelegt. Im Jahre 2010 ist die Aufnahme
der 2m-Klasse im DSV als vierte offizielle
Modellsegelklasse neben den Monorumpf-Klassen
IOM, Tenrater und Marblehead erfolgt.
Traditionell treffen sich die deutschen
Mehrrumpfsegler mit internationalen Gästen
seit 2003 jährlich zu unserer Veranstaltung
in 64569 Nauheim-Hegbachsee Route
über http://maps.google.de,
Adresse "Nauheim, Hegbachsee", zugleich
Bestandteil der "Challenge
l´Européenne de l`Amitié",
einer Zusammenfassung der wichtigsten
deutsch/französisch/schweizerischen
Regatten. Seit 2009 wird auch am Brombachsee in
der Nähe von Nürnberg eine Regatta
ausgetragen.
Die
M40-Multihulls
verschieben Grenzen
Pläne verschiedener Multihulls, wie
beispielsweise unserer Trimarine II,
oder auch die 2m-Version von Trioumphe`s
werden von uns angeboten. Auch die großen
Hersteller Graupner und Robbe versuchten sich
mit dem Katamaran "Topcat" und den Trimaranen
"Triana" und "Butterfly" an Multihulls,
allerdings wurden all diese Baukästen
bereits vor etlichen Jahren wieder aus den
Programmen der Anbieter genommen. Mit den
aktuellen Multihulls können diese alten
Konstruktionen ohnehin nicht mehr mithalten.
Ein Highlight der aktuellen Entwicklung sind die
unter AUT 07 segelnden Trimarane von Karl
Schmidt aus Österreich. Mit seinem Boot und
seinen außergewöhnlichen
Segelfähigkeiten hat Karl im Jahr 2008 die
Multihull-Regatta in Viry Chatillon bei Paris
souverän gewonnen. Insbesondere bei
Starkwind konnte die 2009er-Version der AUT 07
auch am Brombachsee überzeugen.
Im Trend liegen derzeit Leichtbau aus Kohlefaser
und Experimente mit bisher selten oder bislang
noch gar nicht verwendeten Konstruktionsformen.
Das französische
"Hydroptère"-Projekt hat die Konstruktion
von Hydrofoilern angeregt. Neben dem
Leichtbau-Foiler von Peter Gernert hat Andreas
Konietzny in dem Jahr 2009 auf dem Aartalsee
sein an die "Hydropère" angelehntes
Modell vorgestellt. Auf der einen Seite kommen
die Hydrofoiler schnell aus dem Wasser und
fliegen auf ihren an den Float Hulls und dem
Ruderblatt angebrachten Flügeln, auf der
anderen Seite sind sie dadurch nur noch schwer
zu beherrschen. Ihr großes
Geschwindigkeitspotenzial können sie
besonders auf langen Geraden ausspielen, auf
Regattakursen sind sie noch keine Konkurrenz
für die klassischen Trimarane.
Mit dem fünfmaligen Deutschen Meister in
der IOM-Klasse und professionellem
Yachtkonstrukteur Michael Scharme hat die
deutsche Multihull-Szene einen sehr erfahrenen
Segler und Konstrukteur mit kritischem Blick in
ihrer Reihen. Sein aktueller, 1,8 kg leichter
Katamaran GER 09 verwendet für die
Rümpfe die Form des Mittelrumpfes seines
Trimarans aus dem letzten Jahr.
Die kleinen Boote erreichen so hohe
Geschwindigkeiten, dass ihnen die physikalischen
Gesetze regelmäßig zum
Verhängnis werden: Der Wasserwiderstand ist
im Verhältnis zur Größe für
Modell-Multihulls höher als bei den
großen Originalen. Damit führen
Böen von Achtern regelmäßig zum
Unterschneiden aller Rümpfe mit
anschließendem Kentern. Mann kann einen so
genannten Headfender an der Mastspitze anbringe,
um ein Durchkentern zu verhindern, allerdings
ist dies allgemein verpönt. Hoch am Wind
sind Böen für die Multihulls ebenfalls
gefährlich. Hier helfen nur der ohnehin
hohe Adrenalinspiegel und eine sehr schnelle
Reaktion an der Segelwinde, um einen
Überschlag zu verhindern. Trotzdem
gehört es zum Alltag eines
Multihull-Seglers, dass man teilweise unter
Wasser fährt.
Pflicht für jeden Segler sind mehrere
Segelsätze, um bei unterschiedlichen
Windstärken an Regatten teilnehmen zu
können. Neben der Gefahr des Kenterns
führt zu viel Segelfläche zu starker
Krängung und damit schlechter
Beherschbarkeit und niedrigen Wirkungsgrad der
Segel. Letztlich ist bei jeder Multihull-Regatta
ein Bergeboot Pflicht.
Mit seinem Katamaran GER 09 hat sich Michael
Scharmer während diverser
Multihull-Regatten bei starkem Wind erfolgreich
geschlagen und einmal sogar gegen die drei
Mehrrümpfer der 2m-Klasse gewonnen.
Die
Königsklasse tritt an
Während Deutschland und Österreich
derzeit führend bei der Weiterentwicklung
von M40-Multihulls in Europa sind, liegt
dasZentrum der Aktivitäten rund um die
2m-Klasse in Deutschland und Frankreich. Die
2m-Boote sind die größten
RC-Multihulls und stellen die Segler vor
besondere Herausforderungen. Sowohl Transport
als auch Aufbau und Bergung sind wegen der
Größe nicht einfach. Auf der anderen
Seite bieten die Boote dieser Königsklasse
ein Segelgefühl, welches sich eher an den
großen Multihulls orientiert. Vor
Kenterungen sind sie dennoch nicht gefeit.
Auch diese Klasse haben wir in Deutschland
begründet. 2007 begann unser ehemaliger
Einhandsegler Gerd Thomas Rasch mit der
Konstruktion seiner Trioumphe`s
mit dem Ziel, bei den Multihull-Regatten,
insbesondere in Frankreich ganz vorne
mitzufahren. Der mit 2m Länge und 2,80 m
Höhe imposante Tri setzt bereits
leichtesten Wind in Vortrieb um.
Noch während die letzten Arbeiten an den
Riggs des Prototypen der Trioumphe`s
liefen,
wurde die "equilibrium" von Andreas Heilwagen in
Frankreich in der Vorversion fertig gestellt und
konnte bereits einen der Läufe der
Multihull-Regatta in Viry Chatillon im November
2008 für sich entscheiden. Es zeigten sich
allerdings diverse Mängel und
Konstruktionsschwächen des Bootes, die zu
einigen Umbauten führten. Beide
2m-Trimarane trafen sich im Mai 2009 am
Hegbachsee zum ersten Wettsegeln und Austausch
von Erfahrungen. Inzwischen hat Trioumphe`s bei
der
"Challenge
l´Européenne de l`Amitié
2010"
den 2. Platz
eingefahren.
Die 1. Regatta
der RC.Multihulls
Wie alle anderen Klassen auch, leben die
RC-Multihull-Klassen von den Aktiven. Am
Brombachsee trafen sich im Jahre 2010 15 Boote,
viele weitere Boote existieren in Deutschland.
Noch sind die Veranstaltungen eher Geheimtipps,
durch das zunehmende Informationsangebot im
Internet wird der Bekanntheitsgrad aber
hoffentlich schnell steigen. Quereinsteiger wie
Werner Hauer, ehemaliger
Elektroflug-Weltmeister, der mit seinem ersten
Trimaran am Aartalsee auftauchte, zeigen, dass
die Attraktivität der Multihulls hoch ist.
Erste Erfahrungen kann man durch den Kauf eines
preisgünstigen Baukasten-Modelle "Triana",
"Topcat" oder "Butterfly" sammeln. Die
Bausätze sind nur noch vereinzelt in den
gängigen Börsen im Internet zu finden,
meist findet man fertig gebaute Boote mit
unterschiedlichem Überholungsbedarf. Es ist
nicht damit zu rechnen, dass von den
großen Modellbau-Herstellern Multihulls
auf Regatta-Niveau aufgelegt werden, denn die
gängigen Preise für Neubauten bewegen
sich zwischen € 3.500,- und 5.500,-. Gebrauchte
Regatta-Boote kann man teilweise schon zwischen
€ 1.000,- und 2.000,- finden.
Um auf hohem Niveau mit segeln zu können,
bauen die Protagonisten der Szene jedes Jahr ein
neues Boot und entwickeln Technik und
Konstruktion maßgeblich weiter. Wir haben
mit unserer M40 Trimarine II und
dem 2m Trioumphe`s
weitgehend ausgereifte Modelle im Angebot, die
aber auch in Details jeweils aktualisiert sind.
Die Diskussion um die beiden
RC-Multihull-Klassen findet im Internet-Forum
von www.rc-network.de
statt, www.dsv-modellsegeln.de
bietet als zentraler Einstiegspunkt für
beide Klassen verweise auf fast alle relevanten
Internetseiten.
Welche Klasse
soll es werden?
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, in eine der
beiden RC-Multihull-Klassen einzusteigen, bietet
Ihnen die folgende Übersicht einen
Vergleich der grundlegenden Regeln mit ihren
Vor- und Nachteilen.
|
M
40
|
2m
|
Grundregel
|
Alles
was
nicht explizit verboten ist, ist erlaubt.
|
max.
Länge/Breite
|
1.220 mm
|
2.000 mm
|
max.
Segelfläche/Höhe
|
0,9m²,
Vermessung gemäß detaillierter
Formel
|
2.800 mm
|
max.
Spierendurchmesser
|
20 mm
|
frei
|
Bugfender
|
12 mm
|
20 mm
|
Ballast
|
Ballast
(auch
beweglich und Wasser) ist erlaubt, darf max.
die Dichte von Blei haben und zu keinem
Zeitpunkt über die Länge und
Breite ü.a. hinausragen.
|
Segelplan
|
max. 1
Großsegle und1 Fock
|
frei
|
Sonstiges
|
|
Die
Ruderblätter dürfen nicht
über die Floathulls hinausragen.
Kein Tei des Riggs darf über die
Länge und breite ü.A. hinausragen,
wenn die Segel sich auf der Mittelachse
befinden.
|
Transport
|
relativ
einfach, ähnlich M-Booten
|
Aufwändig,
Einzelteile auf dem Dach oder in
größerem PKW
|
Segelverhalten
|
Sehr schnelle
Reaktionen erforderlich
|
Aufgrund der
Größe ruhigeres und
gutmütigeres Segeln
|
Preis
|
Nur
geringfügige
Unterschiede aufgrund der benötigten
Materialmenge
|
Vielleicht gelingt
es uns mit diesen Seiten weitere
RC-Multihullsegler nicht nur im Rhein Main
Gebiet kennenzulernen oder sogar neue zu
gewinnen.
Denn in der
kleinen Gruppe macht Multihullsegeln am
meisten Spaß.
|
Originalfotos Trimarine
II |